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Tagebuch

Bereits um 0600 Uhr startet unser Bus für die endlos lange Fahrt durch die Taklamakan-Wüste. Wir fahren nochmals zum Markt zurück, wo wir uns noch mit frischgebackenem Fladenbrot eindecken.

Die Strasse ist viel besser als am Vortag, obwohl auf der Karte unterklassiger dargestellt. Sie führt uns, praktisch wie mit dem Lineal gezogen, vom Südrand der Wüste an deren Nordrand, nach Kuqa.

In einem grossen Projekt haben die Chinesen die Bepflanzung von Tamariskenbäumen in mehreren Reihen links und rechts entlang der Strasse forciert. Alle 5 Kilometer steht ein Standard-Blechhaus in welchem ein Ehepaar wohnt. Dieses Ehepaar hat zur Aufgabe die Brunnenpumpe und das Bewässerungssystem entlang der Tamariskenbäumen in ihrem Zuständigkeitsbereich zu unterhalten. Insgesamt sind das 108 solcher Häuser auf einer Länge von etwas über 530 Kilometern verteilt. Das Ehepaar wird von einer staatlichen Stelle für die Monate März bis Oktober angestellt. Sie erhalten dafür ein sicheres Gehalt und einmal pro Woche werden ihnen Lebensmittel vorbeigebracht. Hält nicht ab und zu ein Fahrzeug, ist das der einsamste Job den ich kenne. Um nicht ganz zu vereinsamen, wird darauf geachtet, dass gleichsprachliche Ehepaare nebeneinander zu wohnen kommen. Weil der Winter hart ist, ziehen die Wanderarbeiter in diesen Monaten zu ihren Familien zurück. Das nächste Jahr können sie dann die Arbeit wieder antreten. Bevorzugt werden jüngere Ehepaare, weil bei einem Todesfall die staatliche Stelle eine hohe Entschädigung zahlen müsste.

Von der wunderschönen Wüste sehen wir leider nicht viel. Ein Sandsturm fegt den ganzen Tag über die geteerte Piste und lässt den Tag zur Halbnacht werden.

Unterwegs wird unserem Fahrer durch die Polizei eine zwanzigminütige Zwangspause auferlegt, obwohl wir erst kurze Zeit davor eine längere Pause eingelegt haben. Gerry, unsere Reiseleiterin, bringt es auch dieses Mal nach einer kurzen Intervention fertig, dass wir weiterfahren dürfen.

Den Supergau erleben wir bei der Vorfahrt zu unserem Hotel. Es wird unsererseits verstanden, dass ein Krankenwagen komme und wir schnell ausladen müssen. Also machen wir uns rassig ans Werk. Damit kommt aber noch mehr Hektik auf. Wir packen unsere Koffer und beziehen die Zimmer. Dann werden wir aufgefordert, die Zimmer nicht mehr zu verlassen, eine Gesundheitsbehörde habe dies so verfügt. Bitter nach einer über 13 Stunden dauernden Fahrt und mit hungrigem Bauch. Es erscheinen zwei Personen in Schutzanzügen und mit Schutzmasken und verlangen, dass wir Fieber messen. Alles kein Problem, bis auf unsere zwei Mitreisenden, welche in den vergangenen Tagen Magenprobleme bekamen. Sie zeigen etwas erhöhte Temperaturen. Jetzt setzt der staatliche Apparat vollends ein. Ein Arzt muss her um die Lage in diesen beiden Fällen zu beurteilen. Bei einer Nachmessung haben sich die Werte um 0,5 Grad gesenkt und wir dürfen aufatmen und in den Speisesaal zum Nachtessen. Als Grund für diese überrissene Aktion wird angegeben, wir wären mit einer japanischen Reisegruppe im gleichen Hotel in Kashgar abgestiegen und in Japan habe die Schweinegrippe massiv zugenommen. Die Meinung war, so wissen wir heute, dass wir gar nicht aus dem Bus hätten aussteigen sollen. Und wir wissen heute auch, dass diese Aktion gar nicht uns galt, sondern einer avisierten deutschen Reisegruppe mit ebenfalls zwei Erkrankten.

Da wir aber zwei angebliche Fieberpatienten haben, wird eine weitere Kontrolle auf Morgen verfügt.

Langsam aber sicher nervt dieses ständige Fiebermessen.

 

Minfeng - Kuqa (durch die Taklamakan-Wüste)